Dienstag, 16. September 2008

Freitag, Ramallah - Jerusalem

Nachtrag:

Letzten Freitag bin ich früh nach Jerusalem aufgebrochen, um dann mit Vigdis und Miri nach Bethlehem zu fahren. Aber von letzterem habe ich ja schon erzählt.

Der Weg von Ramallah nach Jerusalem, den habe ich so noch nicht erlebt. Ich habe mich irgendwie gewundert, warum es denn so still ist. Freitagmorgen, 6:40 Uhr bin ich aus dem Haus. So langsam kam mir, klaro, Freitag, Muslimischer Feiertag. Ich kam zur Bushaltestelle, es fuhren keine Bus direkt bis nach Jerusalem, komisch, normalerweise tuhen sie das immer. Ich denke mir besonders heute, während Ramadan wollen doch viele Menschen am Felsendom oder in der Al Aqsa Moschee beeten. Ok, ich fahre mit dem Service nach Qalandia (Checkpoint) und traue meinen Augen kaum. Es ist eigentlich fast kein Durchkommen, alles voller Autos, Busse und noch viel mehr Menschen. Der Checkpoint ist für den Kraftverkehr geschlosse, nur Menschen unter 12 Jahren oder weiblich über 55 Jahre und männlich über 50 Jahren dürfen den Checkpoint passieren. Ich werde versuchen diesen Freitag nochmal mit Kamera hin zukommen, damit ich mal das ein oder andere Foto schiessen kann, damit ihr euch das vorstellen könnt.

Der Checkpoint hat von westbankseite zwei Hauptzufahrten, von rechts und links (Richtung Jerusalem gesehen). Links war komplett gesperrt, man hat nur eine Reihe Soldaten und Grenzpolizisten hinter einer Reihe Gittern gesehen, von vorne von Palästinensern bedrängt. Auf der Seite wo ich war, also rechts, eine Reihe Soldaten, die irgendwie versucht haben, die Menschen zurück zu drängen, ihre Gewehre in der Luft rum schwänkent, einige mit Megaphon um hebräische oder arabische Befehle zu schreien, die herzlichst wenig Beachtung finden. Immer wieder werden einzelne Menschen durch die Soldatenkette gezerrt, wenn sie bewisen haben, mithilfe ihrer ID, dass sie den Altersanforderungen entsprechen. Oft kommt es dabei vor, dass Familien getrennt werden, Kinder düfen durch, die Mutter oder der Vater nicht, oder beide nicht, oder umgekehrt, je nach Alter oder anderen Beweggründen. Wenn man durch die Reihe der Soldaten gekommen ist, muss man als nächstes anstehen, um sich von der Grnezpolizei nochmals auf Namen und Alter checken zu lassen. Hier werden einige abgewiesen, die den altesgrenzen zwar Entsprechen, wohl aber trotzdem ein Sicherheitsrisiko sind (Mutmassung, dass ist aber normalerweise für alles die Entschuldigung). Drei Leute von der UN sind anwesend, etwas hilflos versuchen sie immer wieder einzelne Menschen doch noch durch zu bringen, manchmal gelingt es ihnen meistens nicht. Die Soldaten sind allesamt sher nervös, bei einigen liegen die Nerven blank. Eine Frau der UN wird von einem höher gestellten Soldaten körperlich angegangen, den Soldaten ist es mehr als unangenehm beobachtet zu werden. Die Situation zwischen den beiden ist kurz davor zu eskalieren, kein schöner Anblick. Die Grenzpolizei greift ein und trennt den Soldaten von der Frau, er wird ziemlich ermahtn.

Für mich dauert es einige Zeit, bis ich durch gehen kann, zumindest kommt es mir so vor. Allerdings stelle ich am Ende fest, dass es nicht viel mehr als 15 oder 20 min. gewesen sein können. Im Verhältnis zu den anderen Anwesenden nichts.

Mir wird erst verweigert, den Checkpoint zu durchqueren, ich werde von der Grenzpolizei zu rück geschickt. Ich habe keine Ahnung warum, ich glaube sie haben keine Ahnung, was es mit meinem Visum auf sich hatte. Nach ein paar Minuten kam dann ein etwas erfahrenerer und gut englischsprechender Polizist, der die anderen überzeugen konnte, dass ich durch dürfe. Er war sehr höflich und hat sich entschuldigt, dass ich warten musste, meinte aber auch, dass es eben kein guter Tag sei, zu Reisen, wie ich selbst sehen könnte.

Diese ganze Geschichte hat sich vor dem eigentlichen Personencheckpoint abgespielt, erst jetzt konnten wir weiter gehen und eine ähnliche Sicherheitsprozedur über uns ergehen lassen, wie am Flughafen, Taschen leeren, alles auf ein Band legen, durch einen Detektor gehen und nochmalige Passkontrolle. Allerdings ging es hier diesmal relativ flot, da die meisten Leute vorher aufgehalten wurden. Einige Palestinenser müssen hier Fingerabdrücke hinterlassen. Das habe ich letztes Jahr noch nicht gesehen.

Der Rest war nur noch übliches Gedränge an den Bussen und alle Möglichen Absperrungen durch die Polizei wie immer bei größeren Festen/Events.

1 Kommentar:

chefarzt hat gesagt…

puh... Menschenmassen sind mir ja mitlerweile bekannt, Geschichten dergleichen hab ich auch schon einige Gehört, aber irgendwie ist es immer wieder fesselnd zu lesen, wie unterschiedlich sich doch so ein Leben gestalten kann...

Pass auf Dich auf - und berichte weiter!

Gruss aus der Republik des Volkes der Mitte =)